Oft braucht es eine Inspiration.Einfach auf Inspiration zu hoffen reicht nicht. Man muss sich inspirierende Vorgehensweisen aneignen.
Bei mir funktioniert eine Art besonders gut: alte Aufzeichnungen durchblättern. Hierfür ein Beispiel:
Akut brauche für einen Vortrag ein Sonett. Es soll am selben Abend gehalten werden, die Zeit drängt.
Das alte Fragment kommt mir dabei sehr gelegen. Das Thema gefällt mir, es spricht mich spontan wieder an. Aber die Bilder und Ideen sind verschüttet. Ich streiche weg, was nicht funktioniert und umkreise die Kernpunkte.
Dann geht es an die Ausarbeitung, das filetierte Gedicht wieder zusammenzufügen. Reime werden gesucht, Alternativen dazugekritzelt. Korrekturen über Bestehendes geschrieben.
Chaos ist das Resultat.
Ich brauche eine Abschrift mit vielen leeren Flächen für neue Denkschritte.
Fast gut. Letzte Änderungen, eine geniale Eingebung, damit das Reimschema passt, und dann die Reinschrift. Es ist eine Punktlandung
Mit dem letzten Feinschliff direkt auf die Bühne.
Das Video vom Vortrag findet man hier:
Form – Pecha Kucha Night Esslingen
Einziges Problem, falls man es denn so nennen will, ist bei so alten Formen, dass sie ihre Glanzzheit schon erlebt haben und wenig zeitgemäß erscheinen. Ich persönlich stelle dann fest, dass plötzlich irgendwelche veralteten Wörter oder ungebräuchliche Zeitformen auftauchen. Deshalb besteht die Aufgabe meiner Meinung nach immer darin, aus der Form etwas Neues herauszukitzeln. Besser als die Altmeister können wir es nicht machen aber anders.
Es kann sehr lehrreich sein, die alten Formen anzupacken.
Aber du hast schon recht, sich mit den Meistern zu messen, ist gewagt.